Glatz-Familiengeschichtliche Forschung e.V.


Als nachfolger von Robert Glatz, bin ich gestartet mit dir digitalisierung von das Glatz Buch. Mein oma was ein Glatz und ihr opa war Theodor Glatz aus Unterkirnach.

Link: www.genealogie-online.nl - Catalog Genealogie Martens.

 

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Auch in den Niederlanden wird Ahnenforschung unserer Familie betrieben.
Unser Mitglied Rene Martens hat in seiner Homepage einige interessante Beiträge
für unsere Glatz - Familie zusammengetragen,
wofür wir uns recht herzlich bedanken.

Viel Spaß mit seiner Homepage:

Zur Homepage von Rene Martens


Kurze Geschichte der Niederländischen Glatz

Die Geschichte der Niederländischen Glatz‘ ist in unserem Glatz-Buch unter den Eintragungen Nr. 8.019 und 12.054 festgehalten.

Jan F. Glatz schreibt unter dem Eintrag von Theodor Glatz (Nr. 8.019), dem Stammvater der Niederländische Linie der Glatz-Sippe:

Obwohl wir immer vermuteten, dass unsere Vorfahren aus Deutschland stammen, war es für uns doch eine Überraschung, als wir erfuhren, dass unser Stammvater Theodor Glatz in Unterkirnach im Schwarzwald geboren wurde.

Im Fremdenbuch unserer Stadt entdeckte ich eine Akte aus dem Jahre 1821, aus dem hervorgeht, dass der Bürgermeister und die Beigeordneten ihm erlaubten, sich in Nijmegen niederzulassen.

So las ich in einem Einwohnerverzeichnis von 1828, dass Theodor in einer Gastwirtschaft am Markt zusammen mit anderen Uhrmachern aus dem Raum Rottweil wohnte. Vielleicht hat er dort auch das Uhrmacherhandwerk erlernt. Es ist also wahrscheinlich, dass er, wie später sein Neffe Cornelius (Nr. 9.018), mit Uhren eigener Herstellung nach Holland gezogen ist, vielleicht war er auch auf der Wanderschaft mit einer Tragevorrichtung auf dem Rücken. Die Gastwirtschaft, in der er wohnte, war Eigentum einer Witwe Joanna Linders, die später seine Schwiegermutter wurde, da er das Gastwirtstöchterlein heiratete.

Nijmegen war damals eine starke Festung mit Mauern, Gräben und ausgedehnten Festungsanlagen. Die Stadt liegt nahe der deutschen Grenze, nur 23 km von Kleve (Niederrhein) entfernt und zählte damals 13 500 Einwohner. Erst im Jahre 1874 wurde die Festung geschleift und die Mauern niedergerissen. Inzwischen wuchs die Einwohnerzahl auf 150 000 an.

Kurz nach der Napoleonischen Zeit, also zur Zeit der Gründung des Königreichs der Niederlande (1815), war das Land durch die Kriegsereignisse in große Armut geraten. Die Bevölkerung ernährte sich fast ausschließlich vom Handel und von der Landwirtschaft. Es gab fast noch keine Industrie und deshalb auch keine Industriearbeiter oder Fachkräfte. Das ist wohl der Grund, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tausende deutscher Facharbeiter nach Holland kamen, um dort zu arbeiten. Viele heirateten und wurden endgültig sesshaft.

Dies tat auch Theodor Glatz. Er heiratete im Jahre 1829, wie schon erwähnt, die Tochter seiner Gastwirtin, Helena Linders. Sie entstammte einer Familie, die seit Jahrhunderten in Nijmegen ansässig war. Als seine Schwiegermutter, Joanna Linders im Jahre 1830 starb, erbte er die Gastwirtschaft und wurde Wirt. So lesen wir im Einwohnerverzeichnis von 1834. In seiner Sterbeurkunde von 1839 ist als Beruf wieder Uhrmacher angegeben, so dass anzunehmen ist, dass er vor seinem Tode diesen Beruf wieder ausgeübt hat.

Die Eheleute bekamen fünf Kinder, vier Töchter und einen Sohn. Das war mein Urgroßvater. Drei Mädchen wurden schon früh bei einer Cholera- und Typhusepidemie weggerafft. Auch Mutter Helene starb bereits 1847, so dass die beiden verwaisten Kinder im katholischen Waisenhaus von Nijmegen untergebracht werden mussten. Mein Urgroßvater hieß Johannes Josephus. Er wurde am 4. Mai 1835 geboren. In den Niederlanden bekamen die Kinder meistens zwei Vornamen, die latinisiert wurden, wenn die Familie katholisch war. Es waren bei den Knaben die Vornamen der beiden Großväter, bei den Mädchen die der Großmütter.

In den letzten Jahrzehnten ist dieser Brauch weithin verloren gegangen, wie der Stammbaum zeigt.

Johannes verließ die Anstalt im Jahre 1856, wurde Uhrmacherlehrling in dem Städtchen Barneveld (nordwestlich von Arnheim) und heiratete 1864 Alijda Erkens, die Tochter eines Ladenbesitzers. Als Uhrmacher war er viel auf Reisen, wohnte in verschiedenen Städten und Dörfern bis er endlich 1883 endgültig an seinen Geburtsort Nijmegen zurückkehrte, wo er, 58 Jahre alt, 1893 starb. Er hatte vier Söhne und fünf Töchter, die sich fast alle in anderen Ortschaften ansiedelten. Nur zwei Söhne blieben in Nijmegen, deren Nachkommen jetzt noch in der Stadt wohnen. Eine Tochter wanderte 1907 nach den USA aus. Ihre Nachkommen wohnen heute in Salt Lake City.

Wie der Stammbaum zeigt, heißen heute noch viele niederländischen Glatzen mit Vornamen Johannes oder Theodor, Namen, die auch bei den deutschen Ahnen üblich sind. Seit 1829 hat es in der Niederländischen Linie 16 Familien mit insgesamt 43 Angehörigen gegeben. 18 männliche und 25 weibliche Namensträger. Heute sind noch 18 Namensträger am Leben, darunter sechs männliche.

Unter dem Eintrag von Jan F. Glatz selbst (Nr. 12.054) gibt es nochmals eine kurze Zusammenfassung zu den Niederländischen Glatz‘ mit einer Ergänzung von Els-Glatz Noll aus dem Jahre 2006:

Was meine Mutter noch weiß über die niederländischen Glatz.

Mein Großvater war schon 1934 an einer Halsentzündung mit Abszess, im Alter von gerade 38 Jahren verstorben. Innerhalb einer Woche war er tot. (Es gab damals noch keine Antibiotika). Mein Vater war gerade 10 und seine Schwester Dini 6 Jahre alt. Es brach eine schwierige Zeit für die Witwe mit ihren beiden Kinder an, da auch noch Großvaters Schwestern Lena und Mien versuchten, Einfluss auf die Familie zu nehmen. Sie waren heiliger als der Papst. Da Großvater aus der Kirche ausgetreten war, bekam die Witwe von der Kirche keine Unterstützung und vom Staat erhielt sie ganze 25 Gulden Rente. Auch die "heilige Familie" (Eltern und Geschwister) gab keine Unterstützung und sie traute sich nicht, einen so genannten "Kostgänger" aufzunehmen, da sie Angst vor dem Tratsch hatte. Oma bekam kurz nach dem Tod ihres Mannes Rheuma und wurde 64 Jahre alt. Mein Vater war intelligent und bestand die Prüfung, die Zugang zum Gymnasium gab. Doch die Schulbücher waren zu teuer, weshalb er sich der MULO, einer Art mittlerer Reife zuwandte. Im Religionsunterricht stellte er allerhand schwierige Fragen. Zum Beispiel, dass es doch ungerecht wäre, dass die Ungläubigen, die nie von Christus gehört hätten, nicht in den Himmel kommen könnten. Das machte ihn in den Augen der Lehrer nicht beliebt. Danach ging er in die Lehre als Typograf (wie sein Vater). Er litt stark darunter, nur der Sohn einer armen Witwe zu sein. Im zweiten Weltkrieg musste mein Vater zur Arbeit nach Deutschland. Dies machte er 4 Monate mit und ist danach bei einer Familie in Tilburg, wo eine Schwester seiner Mutter lebte, für 18 Monate untergetaucht. Nach dem Krieg fand er einen Zettel eines unbekannten Dänen, der wie er Briefmarken sammelte und einen Tauschpartner suchte. Er hat ihn in Dänemark besucht und die nette Geschichte in ein Heft geschrieben, das ich aufbewahre.

1947 begegnete er meiner Mutter. Das Geld war knapp, da er für seine kranke Mutter sorgen musste. Durch allerlei Nebenverdienst (er hat an der Abendschule unterrichtet) konnten sie dann 1950 heiraten. Mein Vater hatte inzwischen eine gute Arbeit als technischer Direktor einer Druckerei in Oss, 30 km südlich von Nijmegen. Er musste jetzt allein für den Unterhalt seiner Mutter aufkommen, da seine Schwester Dini 1958 nach Kanada ausgewandert war und die Unterstützung ihrer Mutter beendete. Das waren damals 250 Gulden, für heutige Verhältnisse 1500 Euro.

Nach dem Tod von Oma Glatz 1961 ging es finanziell aufwärts. Seine beiden Kinder konnten ohne Probleme studieren. Vater hatte zwar gute Arbeit, aber die Zeiten waren nicht immer für alle rosig. Anfang der 70er Jahre wurden viele Leute der Druckerei entlassen. Das nahm ihn, obwohl er selbst nicht betroffen war, sehr mit. Der Stress bescherte ihm seinen ersten Herzinfarkt im Alter von 48 Jahren und 7 Jahre später den nächsten. Er war eigentlich aufgegeben und dem Tod sehr nahe. Aber er erholte sich wieder wunderbar und hatte noch 4 sehr glückliche Jahre.

Sein Sohn Jan Junior ist mittlerweile Professor in Maastricht und seine Tochter Els hat als Kiefernorthopädin eine Praxis im Saarland. Seine Frau Toosje geb. Berens, die mir all dies erzählt hat, ist mittlerweile 81 Jahre alt und lebt in Nijmegen.