Glatz-Familiengeschichtliche Forschung e.V.

Auf den Spuren der Glatz‘ vom 3. – 6. Oktober 2019

Es waren wieder vier sehr schöne Tage, die Wolfgang und Margrit wie immer mit viel Liebe und Sorgfalt für uns organisiert hatten. Und leider waren sie viel zu schnell vorbei. Dank der guten Planung von Wolfgang zusammen mit Sven, unserem langjährigen verlässlichen Busfahrer, konnten wir alle Ziele pünktlich erreichen. Das Wetter war größtenteils sehr wechselhaft, was der Stimmung aber nicht geschadet hat. Da waren wir schon eher wütend auf die Vandalen, die leider in der 2. Nacht den Bus erheblich beschädigt haben. Es gehört sich einfach nicht, sich feige und anonym an fremdem Eigentum zu vergreifen und wir können nur hoffen, dass diese Menschen ermittelt werden und ihre gerechte Strafe erhalten.

Begonnen hat unser Ausflug am frühen Donnerstagmorgen mit der Abfahrt in Lahr-Reichenbach und einem weiteren Zustiegs-Stop in Ettlingen, wo noch 6 Personen dazu kamen.

Das erste Ziel war die Kürbis-Ausstellung im Schlossgarten des Ludwigsburger Schlosses. Wir hatten genügend Zeit das Gelände auf eigene Faust zu erkunden und vielerlei Köstlichkeiten, zubereitet mit Kürbissen aller Art, zu genießen.

Besonders schön anzusehen waren die vielen teils sehr großen Figuren, die aus den verschiedensten Kürbissorten zusammengesetzt waren. Aber auch einzelne kleinere und größere Kürbisse, die kunstvoll zu recht „geschnitzt“ waren begeisterten die Besucher mit ihren Grimassen und regten die Phantasie zu allerlei Interpretationen an.

Das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner guten Seite, die Sonne schien und ließ auch die üppigen Blumenbeete in allen Farben leuchten.

Mit diesen ersten Eindrücken im Gepäck setzen wir unsere Reise fort und im weiteren Verlauf hatte Wolfgang uns eine Überraschung versprochen: Ein Freund von ihm hatte uns zu Kaffee und Kuchen in ein schönes Cafe in Schwäbisch Gmünd eingeladen.

Danach ging es dann zu unserem Hotel in Süßen, wo wir für die nächsten drei Nächte Quartier bezogen.


Am nächsten Morgen brachte uns der Bus noch bei trockenem Wetter nach Giengen a.d. Brenz, wo wir mit einer Stadtführerin einen vielseitigen Stadtrundgang begannen. Sie zeigte uns u.a. interessante Gebäude, die mit der Geschichte von Margarete Steiff in Verbindung stehen, wo sie gelebt und ihre Spuren hinterlassen hat. U.a. führte uns unser Weg an ihrer Schule und ihrem Geburtshaus vorbei, was wir am Nachmittag in einer separaten Führung besichtigen konnten. Wir sahen aber auch das spätere Wohnhaus von Margarete Steiff, wo sie dank der immer stärker werdenden Nachfrage nach ihren Produkten eine größere Produktionsstätte errichten konnte.

Von einer Anhöhe war der Blick frei auf das Steiff-Gelände mit seinen Fabrikhallen, dem Fachwerkhaus und dem modernen Steiff-Museum mit seiner runden Form. Der Blick auf das Museum von diesem Standpunkt aus war bewusst gewählt, weil von oben erkennbar ist, dass das Dach des Museums einem Knopf nachempfunden ist. Bekanntlich ist der Knopf ja das Markenzeichen der Firma Steiff.

Unser Rundgang, bei dem wir immer wieder unseren Regenschirm aufspannen mussten, führte uns auch am ältesten Haus der Stadt vorbei. Dieses Haus gehörte der Familie, aus der Margaretes Mutter stammte. Wir erfuhren, dass Margarete dort viel Zeit in ihrer Kindheit verbracht hat.

Im Geburtshaus von Margarete Steiff sind vor allem Dinge zu bewundern, die aus Filz hergestellt sind. Ihr Vater hatte das Elternhaus so umgebaut, dass er für Margarete ein eigenes Arbeitszimmer, eine kleine Schneiderei, einrichten konnte. Hier wurde der Grundstein für ihren späteren Erfolg gelegt. Von ihrem ersten selbstverdienten Geld kaufte sie eine Nähmaschine und produzierte damit Kleidungsstücke und Haushaltsartikel. Und schließlich wurde sie von Wilhelm Adolf Glatz, dem Mann ihrer Cousine Marie, dazu ermutigt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sie gründete daraufhin ein Filzkonfektions-Geschäft, in dem sie ihre selbst hergestellten Waren verkaufte.

Zu besichtigen im Geburtshaus von Margarete Steiff ist auch der kleine Elefant, mit dem ihre „Karriere“ eigentlich begann. Gedacht war dieser Stoffelefant als Nadelkissen, aber die Kinder der damaligen Zeit betrachteten den weichen Elefanten eher als ein kuscheliges Spielzeug.

Die Anleitung zur Herstellung dieses Elefanten, die Margarete in einem Zeitungsjournal entdeckt hatte, ist ebenso im Museum zu sehen wie ein Rollstuhl, den Margarete Steiff seinerzeit möglicherweise benutzt hat.

Viele weitere Details über Margarete und ihren Werdegang kann man im Internet nachlesen, über Wilhelm Adolf Glatz jedoch findet sich sehr wenig. Lediglich der Hinweis, dass er ihr den Rat gab, sich selbstständig zu machen, wird genannt. Hier waren weitere Ausführungen unserer Gästeführerin, die uns durch das Geburtshaus führte, interessant. Wir erfuhren, dass er Margarete mit Filzstoffen aus der Filzfabrik, die sich am Rande von Giengen befand und in der er Direktor war, belieferte.

Und dass er sie nicht nur zum Schritt in die Selbstständigkeit ermunterte, sondern eigentlich zeitlebens ihr stetiger Berater war.

Der Ratschlag von Wilhelm Adolf Glatz trug demzufolge mit zum Erfolg der Firma Steiff bei.

Den Abschluss dieses Tages bildete dann noch der Besuch des Steiff-Museums. Nicht nur kleine Kinder fühlen sich hier wohl, auch die Erwachsenen werden gleich von Beginn an in den Bann einer fantastischen Märchenwelt gezogen.

Sehr gelungen werden hier Exponate aus allen Epochen der Steiff-Produktion gezeigt und auf teils lebensgroßen Tierfiguren dürfen sich die Kinder nach Herzenslust austoben.

 

Am 3. Tag unserer Reise fuhren wir nach dem Frühstück nach Augsburg und besichtigen mit einer Stadtführerin die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt.

Ab dem Jahr 1514 bis 1523 ließ Jakob Fugger diese Siedlung für schuldlos verarmte Augsburger Bürger erbauen und stiftete sie im Jahre 1521. Bis heute wohnen hier sozial bedürftige Menschen zu den Konditionen, die Jakob Fugger seinerzeit verfügt hat und die sich im Mietvertrag wiederfinden: Der Mieter muss katholisch sein und täglich drei Gebete sprechen. Die Jahreskaltmiete beträgt auch heute noch den Gegenwert eines Rheinischen Guldens, was einem Betrag von 0,88 € entspricht.

Mit unserer Gästeführerin, und mit Regenschirm ausgestattet, erkundeten wir das Gelände und erhielten Einblick in verschiedene Bereiche. Aktuell leben ca. 150 bedürfte Augsburger Bürger in der Fuggerei. Die Wohnungen werden von den Bewohnern selbst eingerichtet, je nach Bedürftigkeit gibt es Zuschüsse durch die Stadt Augsburg. Auch die Nebenkosten zahlen die Bewohner selbst. Augenzwinkern erfuhren wir dann noch, dass es keine Kontrolle darüber gibt, ob die drei im Mietvertrag festgelegten Gebete auch täglich gesprochen werden.

Die Fuggerei ist eine kleine Stadt in der Stadt mit 67 Häusern in denen sich 142 Wohnungen befinden, rundum umgeben von einer Stadtmauer. Es gibt drei Stadttore, die alle nachts geschlossen werden. Für verspätet heimkehrende Bewohner befindet sich an einem der Tore eine Klingel.

Auch eine Kirche und ein Verwaltungsgebäude gehören zur Fuggerei. Im Museum gibt es weitere Informationen zur Geschichte und des früheren Lebens dort. An einigen Häusern befinden sich Info-Tafeln mit Hinweisen verschiedenster Art. So lebte in einem der Häuser Franz Mozart, der Urgroßvater von W.A. Mozart.

Es ist ein idyllischer Ort mit kleinen Gärten vor oder hinter den Häusern, hier kann man auch sehr gut der Hektik des Alltags entfliehen.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen blieb noch Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Dies wurde von den Teilnehmern ganz unterschiedlich genutzt. Die einen machten einfach nur einen Bummel, andere wiederum begaben sich auf Spurensuche nach Jakob Fugger oder erkundeten das Rathaus oder den Dom.

Nach dem Frühstück und Verladen unseres Gepäckes in den Bus fuhren wir am Sonntag, unserem letzten Reisetag, nach Ulm. Dort erwartete uns ein Reiseführer, der zu uns in den Bus stieg und uns in einer knapp zweistündigen Rundfahrt viele Informationen zur Geschichte, früher und heute, gab. Wir machten auch einen kurzen Abstecher nach Neu-Ulm ins benachbarte Bayern (scherzhaft auch als das feindliche Ausland bezeichnet). Am Ufer der Donau hatten wir einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Stadt Ulm mit einigen markanten Sehenswürdigkeiten. An erster Stelle natürlich das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt.

Leider war auch dieser Tag nicht ganz trocken, so dass der Regenschirm auch hier immer wieder zum Einsatz kommen musste.

Zum Mittagessen wurden wir in ein sehr schönes Lokal geführt und danach trafen wir uns zu einer Führung vor dem Ulmer Münster. Aufgeteilt in zwei Gruppen erhielten wir Einblick in die Geschichte dieser beeindruckenden Kirche mit vielen Details und Erklärungen.

 

Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck traten wir dann endgültig die Heimreise an. Das schlechte Wetter und dichter Verkehr mit vielen kleinen und größeren Staus waren eine Geduldsprobe, vor allem für unseren Fahrer Sven. Aber er wäre nicht Sven, wenn er auch diese Fahrt nicht gemeistert hätte. Vielen Dank dafür.

Ein großes Dankeschön auch noch einmal an Wolfgang und Margrit. Mit Herzblut und hohem Zeitaufwand haben sie diese Reise über Monate hinweg geplant und ausgearbeitet. Von dieser guten Organisation haben wir alle profitiert. Das dürfen wir nicht als selbstverständlich hinnehmen. Vielen Dank.


Bilder Rückblick Tag 1














































Bilder Rückblick Tag 2

















































































Bilder Rückblick Tag 3



























































Bilder Rückblick Tag 4