Glatz-Familiengeschichtliche Forschung e.V.



Im Österreichschen Haus-Hof- Staatsarchiv Wien findet sich dazu folgende Eintragung:


Item fur Hannsen, Georgen und Lautentzen gebrueder die Glatz und irerlichleibeserben mit namen einen weissen schilt, darin ein guen gelb partetts angesicht, umb die stirn ein weiß fliegenden pinden habende, an jeder seittenvon den orn auf ein rot aufgetan flige, und den helme gezirt mit einer rooten und weissen heimdeckhen, entspringende daraus ein gelb partetts prustbild in weis,becleidet, mit gruenem antlitz, fliegender pinden und fugen von farbenund allem geschickt als in dem schilt etc novo.

Datum
Regenspurg an Eritag nach sand Laurentzentag anno domini 1471

Ebenso für Hans, Georg und Laurenzen Gebrüder Glatz ind ihren namentlichen Leibeserben einen weißen Schild, darin ein grünes, gelbbärtigesAngesicht. Um die Stirn eine weiße fliegende Binde habend, an jeder Seite von den Ohren auf eine Helmdecke, daraus entspringendes gelbbärtiges Brustbild in weiß, bekleidet, mit einem grünen Antlitz, fligender Binde und Flügeln von Farben und allem gestalltet wie in dem Schild usw. von neuem.

Datum.

Regensburg am Dienstag nach Laurenziustag (das war der 13. August) 1471

Die Geschichte des Glatz-Wappens

Wir erhalten immer wieder Anfragen bezüglich des Glatz-Wappens und wollen deshalb an dieser Stelle nochmals etwas genauer auf die Geschichte dieses Wappens eingehen. Paul Glatz ( 1987), der damalige Redakteur, schrieb im November 1977 in der 2. Ausgabe der Glatz-Nachrichten sehr ausführlich über das Wappen. Auch in späteren Ausgaben unserer Glatz-Nachrichten wurde immer wieder über das Wappen berichtet, z.B. von Bernhard Glatz ( 2012) in den Ausgaben 40 von 2002 und 46 von 2006.

 

Beim Familientag 1971 in Endingen feierte man „Fünfhundert Jahre Glatz’sches Wappen“, was Paul Glatz zum Anlass nahm, sehr ausführlich über Wesen und Geschichte der Wappen im allgemeinen und dann überleitend über den Reichstag zu Regensburg auf die Spuren unseres Wappens zu kommen. Wer Interesse hat, die gesamte Abhandlung zu lesen kann sich gerne an den Vorstand wenden. Wir geben hier eine Zusammenfassung von Paul Glatz wider, die aber bis zum heutigen Tag Bestand hat:

 

Die drei Ahnenbrüder Hans, Georg und Laurenz, denen 1471 der Wappenbrief verliehen wurde, stammen aus Graupen in Böhmen. Die erste Eintragung „Glatz“ findet sich im Graupener Stadtbuch vom 25.10.1443. Dort wird der „alte Glatz“ mit Namen Hans Glatz erwähnt. Er war sehr wohlhabend und kaufte 1452 „für viel Geld“ den Althof bei Graupen, ein befestigtes Wasserschloss. Er war zweimal verheiratet und starb um 1459.

Das Ansehen und der Reichtum der Familie Glatz scheint Kaiser Friedrich III. veranlasst zu haben, den drei männlichen Nachkommen Hans, Georg und Laurenz einen Wappenbrief ausfertigen zu lassen, womit die Genannten in den erblichen Adelsstand erhoben wurden. Wir kennen nicht den unmittelbaren Anlass der Wappenverleihung und der Standeserhebung. Es ist wahrscheinlich, dass die Gebrüder Glatz neben ihrem guten Namen als kaisertreues Geschlecht und Böhmerländer einen beachtlichen Geldbetrag zur Auffrischung der Kriegskasse des Kaisers in die Waagschale warfen. Jedenfalls wurden die Glatz‘ in der Folgezeit mit dem Prädikat „von Althof“ genannt als wohlbestellte und ebenbürtige Mitglieder des böhmischen und reichsdeutschen Adels.

Vom Wappenbrief selbst fehlt jede Spur. Er wird wohl für immer verschollen bleiben. Im österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien findet sich zur Wappenverleihung im Reichsregisterband S. fol. 195v folgende Eintragung, die wir einmal im Original und in der Übersetzung widergeben:

„Item fur Hannsen, Georgen und Lautentzen gebrueder die Glatz und irerlich leibeserbn mit namen einen weissen schilt, darin ein guen gelb partetts angesicht, umb die stirn ein weiß fliegenden pinden habende, an yeder seitten von den orn auf ein rot aufgetan fluge, und den helme gezirt mit einer roten und weissen heimdeckhen, entspringende daraus ein gelb partetts prustbild in weis, becleidet, mit gruenen antlitz, fliegender pinden und fugen von farben und allem geschickt als in dem schilt etc de novo.

Datum Regenspurg an Eritag nach sand Laurentzentag anno domini etc. LXXXI (1471)“

Die Übersetzung dieses Verleihungstextes aus dem Reichsregister Kaiser Friedrichs III. lautet:

Ebenso für Hans, Georg und Laurenzen (Lorenz) Gebrüder Glatz und ihren namentlichen Leibeserben einen weißen Schild, darin ein grünes, gelbbärtiges Angesicht, um die Stirn eine weiße fliegende Binde habend, an jeder Seite von den Ohren auf ein roter ausgestreckter Flügel, und den Helm geziert mit einer roten und weißen Helmdecke, daraus entspringend ein gelbbärtiges Brustbild in weiß, bekleidet, mit einem grünen Antlitz, fliegender Binde und Flügeln von Farben und allem gestaltet wie in dem Schild u.s.w. von neuem.

Datum Regensburg am Dienstag nach Laurentius (das war der 13. August) im Jahre des Herrn u.s.w. 1471

Es ist nicht bekannt, ob Georg, der älteste der drei Brüder, verheiratet war, in einem Testament von 1485 vermacht er allerdings seiner Tochter Rosa Geld und verschiedene Gegenstände. Laurenz war verheiratet, starb aber ohne männliche Nachkommen. Die Linie von Hans, dem wohl bedeutendsten der drei Brüder, können wir bis zu ihrem Aussterben in Böhmen verfolgen.

Er hatte die Söhne Albrecht und Bernhard und vielleicht auch einen Sohn namens Jakob. In Urkunden werden Paul und Franz genannt, möglicherweise Nachkommen von Albrecht. Im Testament Albrechts von 1511 sind Kinder erwähnt, deren Namen aber nicht angegeben sind. Deshalb ist über deren weiteres Schicksal nichts bekannt. Sicher ist aber, dass Bernhard, der 2. Sohn von Hans, mindestens drei Söhne hatte: Burghard, Hans und Siegmund.

Und dieser Hans wiederum hatte einen Sohn namens Adam. Mit Adam, der im Jahre 1588 starb und in der Stadtpfarrkirche in Aussig beigesetzt ist, starb die Linie in Böhmen aus.

Leider klafft bis heute noch eine Lücke. Von Interesse für unsere Ahnenreihe sind die männlichen Nachkommen, die vermutlich aus Böhmen ausgewandert sind, weil sie dort nicht mehr erwähnt werden. Es fehlt also das Bindeglied vom Böhmerwald zum Schwarzwald. Der Zeitraum ist verhältnismäßig kurz, es geht um wenige Jahrzehnte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Mindestens zwei männliche Nachkommen lebten noch zu Beginn dieses Jahrhunderts. Unser Urahn Blasius wurde um 1550 im Schwarzwald geboren, wir suchen also noch den Vater und bestenfalls den Großvater von Blasius Glatz.

Es gilt als sicher, dass böhmische Glatz‘ ihre Heimat verlassen haben. Es mag dafür unterschiedliche Gründe gegeben haben. Mit der Aufgabe des Zinnbergbaues schwand der Reichtum und somit auch die Bindung an die Heimat. Der bereits erwähnte Albrecht und der Sohn von dessen Bruder Bernhard, Hans, trieben bereits Landwirtschaft in Böhmen. Vielleicht war das Gut für alle Kinder zu klein, so dass sich einige Nachkommen in der Fremde eine neue Existenz suchen mussten. Unsere Vorfahren im Schwarzwald waren alle Bauern oder betrieben nebenher Landwirtschaft.

Möglicherweise trieben auch die Religionswirren, die von der Reformation ausgelöst wurden und die böhmische Heimat mit Gewalt dem Protestantismus übereignete, einige Ahnen in die Ferne. Unsere Ahnen im Schwarzwald sind durchweg katholisch. Außerdem fällt auf, dass die in den böhmischen Linien vorkommenden Vornamen, besonders die der drei Brüder, sich in unseren Generationen sehr oft wiederholen. So wird (bis 1977 – Anmerkung der Redaktion) 65 mal Johann oder Hans genannt (Blasius hatte schon einen Sohn namens Johannes), 34 mal gibt es Georg, manchmal auch als Doppelnamen und selbst der seltenere Name Laurenz oder Lorenz kommt neunmal in der Schwarzwälder Ahnentafel vor.

Paul Glatz hat sich vor 40 Jahren mit diesem Thema beschäftigt, und es ist bis heute aktuell. Unsere Ahnenforschung hat seither viel Neues ergeben, aber dieses Bindeglied bleibt weiterhin verschollen.

Die Wahrscheinlichkeit, die fehlenden „Puzzleteile“ noch zu finden, schwindet.

Vielleicht hilft ja irgendwann ein glücklicher Zufall!

Schon zweimal führte uns eine Fahrt „Auf den Spuren der Glatz“ in die Gegend von Aussig und Graupen. Im Oktober 1995 und im Oktober 2009 besuchten Glatz-Familienmitglieder diese, für unsere Forschung, wichtigen Orte. In der Stadtkirche in Aussig ist noch heute die Grabplatte des Adam Glatz zu finden. Vom Althof findet man immerhin noch Reste, gut zu erkennen ist auch der ehemalige Wassergraben.

Auch auf der Burg Schreckenstein in Aussig lebten einst Glatz‘. 1487 wurde die Burg von einem Lehensträger namens Hans Glatz erworben.